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 60 Jahre Ami 6

Der Ami 6 sollte eigentlich nur als Lückenfüller fungieren. In die Geschichte ging er aber ein als einer der Wagen mit der auffälligsten Karosserieform aller Zeiten.

Zorro wäre garantiert einen Ami 6 gefahren. Ausgerechnet sein Markenzeichen, das er jedem Bösewicht auf die Stirn ritzte, stand nämlich für das Design, das Flaminio Bertoni beim Ami 6 anwandte. Z-Design – und wenn man sich das Profil des kleinen Franzosen ansieht, erkennt man recht schnell, woher diese Bezeichnung rührt.

Der Mittelklassewagen, der die Lücke zwischen 2CV und DS schließen sollte, hat neben stark akzentuierten Linien vor allem eine stark nach hinten geneigte Heckscheibe, die auch bei Regen eine klare Sicht nach hinten ermöglichen sollte. Das allein sorgte bei der Präsentation natürlich für großes Aufsehen, zumal das Modell (auch dank der extravaganten Formgebung) einen großen Kofferraum und optimale Raumnutzung bei kompakten Abmessungen bieten konnte.

Komfort stand natürlich auch ganz oben auf der Agenda, aber dafür war Citroen seinerzeit ja weltweit bekannt. Die Technik stammte vom 2CV, unter der Haube schlummerte also ein luftgekühlter Zweizylinder-Boxermotor mit anfänglich 21 PS. Ach ja, Stichwort Motorraum. Die Haube allein dürfte Bertoni einige schlaflose Nächte bereitet haben, mit ihrer mittig nach innen gewölbten Fläche, was vor sechs Jahrzehnten gar nicht so leicht in die Realität umzusetzen war.

Natürlich ist der Urentwurf immer etwas Besonderes – kann in der Praxis aber auch kleine Nachteile mit sich bringen. So wurden bereits im September 1961 hintere Schiebefenster und ein von außen zu öffnender Kofferraumdeckel eingeführt, und die neu konstruierten rechteckigen Scheinwerfer führten zu einer um 26 Prozent höheren Lichtausbeute als die konventionellen runden Scheinwerfer.
Ähnlich kreativ und weitgehend naiv ging man auch an das Thema Marketing. „Das Zweitfahrzeug, ideal für die Dame des Hauses“ tönte es da aus den Prospekten – Sprüche, die heute undenkbar wären. Auch, wie man eigentlich auf den eigenartigen Namen kam: Ami 6 setzt sich zusammen aus der internen Bezeichnung „AM“ und „amici“ (italienisch für Freunde) – inspiriert von seinem Designer, der selbst Italiener war. Zudem wurde das französische „Ami six“ bewusst als Wortspiel zum englischen „a Missis“ gewählt, da mit diesem Modell wie gesagt vor allem Frauen angesprochen werden sollten.
Während die Technik vom 2CV kam, legte man im Innenraum mehr Wert auf das hochwertige Auftreten der DS. Vom Einspeichenlenkrad über die Türgriffe bis hin zu den Bedienelementen und Sitzen – alles entsprach höchsten Qualitätsansprüchen.

Dennoch gab es drei Jahre später gute Gründe, das schrägste Heck aller Zeiten komplett umzumoden. Der Kombi namens Bream mit 320 Kilogramm Nutzlast war aber kein schnöder Nutz-Entwurf. Er stammt aus der Feder von Henri Dargent, niemand geringerer als der Assistent von Flaminio Bertoni. Ein goldener Entwurf jedenfalls, denn die Absatzzahlen des Kombis übertrafen die der Limousine im Nu. Das lag nicht nur am allgemein verträglicheren Auftreten. Der Ami 6 Break war vielseitig einsetzbar – für Familien ebenso wie für professionelle Einsätze, beispielsweise im handwerklichen Bereich. Das machte den Ami 1966 zum meistverkauften Fahrzeug in Frankreich.
Die Produktion der Limousine endete im März 1969, sechs Monate vor Produktionsende des Ami 6 Break. Nachfolger wurde der konventionellere Ami 8, dessen Heckscheibe in die „richtige“ Richtung zeigte. Dieser wurde 1978 vom Visa abgelöst.

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